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"Trance Renaissance"

Aus dem von Aberglaube und Mythen geprägten Technomittelalter erhebt sich, wie könnte es anders sein, betulich die Trance Renaissance mit ihrem wiedererwachten Sinn für Symmetrie, Proportion und "Das Schöne".

Die Trance Renaissance findet aus dem "schamanistischen Strudel der Sounds" des Mittelalters zurück zur logischen Klarheit der klassischen Antike von Kraftwerk, und verschüttetes Wissen um Moholy Nagy, Zen, Heisenberg etc. kommt wieder zum Vorschein. Warnend wie Dantes Inferno am Ausgang des Mittelalters, hängt Dj Gizmos Platte "Achtung" am Ausgang des Techno-mittelalters, und entläßt die Raver in die schöne Welt der TR. Nun geht´s aus dem schmutzigen, dunklen Keller Mittelalter hinaus, hinauf ins Licht eines hellen Tanztempels, in dem schöne Menschen zu Wohlklängen Menuett tanzen.

"I think, therefore I ambient". Auf der Glucker- und Raschelseite der Trance Renaissance stehen neue Lautmaler und -dichter, zeigen ernste Mienen und lassen die Musik mit Hofknicks ins Ambiente zurücktreten : "Hörte ich diesen Sound, oder war er nur in meinem Kopf?" Als Drogenmusikbegleiter führen sie ihre Anhänger in die höheren Sphären der TR. Auf der Kitschseite derselben stehen wiedergeborene new romantics in Rüschenhemdchen und rotgeschminkten Lippen und schauen lasziv. Erlaubt ist hier nur das Schöne. Zurück zur Natur, den Walen und dem Palmenrauschen als Naturschauspiel: Gleich Kühen im Morgentau der TR stehen neulich morgens sanfte trance heads bis zur Hüfte im Trockeneisnebel, schauen einander an und lauschen andächtig einem fünfminütigen Intro und gleich darauf einem weiteren, und sofort.

DJs der TR klauen nicht mehr von Platten, denn es zieht sie hinaus, dorthin, wo sie das Natur-schöne an der Quelle schöpfen können. Nichts ist ihnen schöner als die Natur selbst (und nur auf MTV unplugged ist das Gras vielleicht noch grüner). Mir DAT-Bändern voller Klänge kehren sie zurück von ihren Weltreisen, genug an Palmenrauschen, Meeresrauschen et cetera für zehn Doppelalben.

Wiedergeboren ist auch der heilige Kunst- und Musikbegriff, und der DJ ist sein oberster Priester : Niemals würde er an einem vollendeten Werk rühren, daher spielt er alle Platten immer vom Anfang bis zum Ende, genau wie seine antiken DJ Vorväter (etwa ein John Peel ?). So ist es nur folgerichtig, daß der DJ als Musiker in der TR im Grunde "richtige", also Klaus Schulze gemäße Musik machen will, und sein Dilemma ließe sich in folgendem Reim ausdrücken :

Verschämt schaut der DJ
Sein Keyboard Tschabo an
Erinnert dies ihn doch dran
daß er selbst nicht spielen kann

"Bei Hofe" erhält daher auch einmal mehr der wiederaufer-standene Keyboard Wizard Einzug, wo er, gleich seinen Vorfahren Vivaldi oder Mozart, "orgienfördernd" wirken kann.(Abs.)Das Trance Renaissance Jahr 1993 hat vieles wiederhergebracht und wiederherge-zaubert, nicht zuletzt auch die Wiedergeburt des alten 1989er Trance Trends.

Man hat uns dabei an das klassische DJing erinnert, wonach der DJ die ganze Nacht in seinem Club "seine" Musik spielt, und man hat uns an hehre musikalische Werte erinnert, die wir über allem Dilettantismus fast schon wieder vergessen hatten. Solcher Rückgriff mag nicht gerade revolutionär sein, doch zum jetzigen Zeitpunkt offensichtlich sinnvoll. Die TR hat die elektronische Musik in einen Zustand des Bewußtseins zurückversetzt, der samt seines prätentiösen Kunstgehabes nur als prä-House zu bezeichnen ist, denn genau hier wird die Trance Renaissance zur Zombie Show, in der totgeglaubtes aus der Gruft zurückgebeamt wird. Daher ist der Musikbegriff, den die TR wiederbelebt, kein antiker, sondern einfach ein antiquierter.

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